Das Grüne Band: vom Todesstreifen zum lebendigen Naturmonument

Mitwitz, bekannt für sein historisches Wasserschloss, liegt nur wenige Kilometer von der ehemaligen innerdeutschen Grenze entfernt.

Mitwitz als Ursprung des Grünen Bandes

Das Grüne Band: vom Todesstreifen zum lebendigen Naturmonument
Das Grüne Band: vom Todesstreifen zum lebendigen Naturmonument

Diese kleine Stadt hat historische Bedeutung als Geburtsort des Grünen Bandes, einer Initiative, die dem einstigen Todesstreifen neues Leben verlieh. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands entstand in Mitwitz die Vision, die ehemalige Grenzzone in ein Symbol des Naturschutzes und der Wiedervereinigung zu transformieren.

Das Grüne Band als Wander- und Naturerlebnis

Eine einzigartige Route: Das FrankenwaldSteigla

Das „FrankenwaldSteigla Grünes Band“ ist ein Rundwanderweg von etwa zehn Kilometern, der durch den Frankenwald und Thüringen führt. Besonders faszinierend ist der Abschnitt entlang des Kolonnenwegs, auf dem einst Grenzpolizisten der DDR patrouillierten. Heute lädt dieser Weg Wandernde dazu ein, die Geschichte der deutsch-deutschen Teilung und die Schönheit der Natur hautnah zu erleben.

Von der Grenze zum Biotop: Die Wiederbelebung der Natur

Ein Rückzugsraum für gefährdete Arten

Während der fast 40-jährigen Teilung Deutschlands blieb der Grenzstreifen nahezu unberührt. Diese Abgeschiedenheit schuf einen Zufluchtsort für mehr als 1.200 gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Nach dem Mauerfall hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eines der größten Naturschutzprojekte ins Leben gerufen, um diesen einzigartigen Lebensraum zu bewahren.

Das erste gesamtdeutsche Naturschutzprojekt

Das Grüne Band erstreckt sich über 1.393 Kilometer von Travemünde bis zum Dreiländereck bei Hof. Mit einer Breite von 50 bis 200 Metern ist es der größte Biotopverbund Deutschlands. Mehr als 150 Naturschutzgebiete sind Teil dieses grünen Korridors, der zahlreiche bedrohte Arten wie den Luchs, den Fischotter und das Braunkehlchen beherbergt.

Erinnerungskultur und Naturschutz vereint

Die Verbindung von Geschichte und Natur

Entlang des Grünen Bandes befinden sich heute zahlreiche Museen und Gedenkstätten, die an die Zeit der Teilung erinnern. Gleichzeitig dient der Bereich als Naturmonument, das die Lebensräume von Flora und Fauna schützt. Der Deutsche Wanderverband (DWV) hat mit dem Projekt „Grünes Band Thüringen“ ein Konzept entwickelt, das Naturtourismus und Erinnerungskultur miteinander verbindet.

Förderung durch das Thüringer Umweltministerium

Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) förderte das Wanderwegekonzept „Grünes Band Thüringen“ mit rund 170.000 Euro. Das Ergebnis des Projekts umfasst 33 Leitwege, 77 Potenzialwege und rund 160 Ergänzungswege, die Wandernden die kulturellen und naturräumlichen Besonderheiten des Grünen Bandes näherbringen.

Das Grüne Band: vom Todesstreifen zum lebendigen Naturmonument
Das Grüne Band: vom Todesstreifen zum lebendigen Naturmonument

Das Grüne Band als nationales Naturerbe

Schutzstatus und Leuchtturmprojekt

Im Jahr 2005 wurde das Grüne Band als Nationales Naturerbe anerkannt und 2007 in der Nationalen Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt als Leuchtturmprojekt hervorgehoben. Flächen des Grünen Bandes wurden unentgeltlich an Bundesländer übertragen, um sie dauerhaft für den Naturschutz zu sichern.

Lückenschluss und Biotopverbund

Trotz des Erhalts großer Teile des Grünen Bandes bestehen noch Lücken, die geschlossen werden sollen. Das Projekt „Lückenschluss Grünes Band“, das 2012 im Rahmen des Bundesprogramms „Biologische Vielfalt“ ins Leben gerufen wurde, zielt darauf ab, den Biotopverbund wiederherzustellen und zu stärken.

Das Grüne Band Europa

Ein grenzüberschreitendes Naturschutzprojekt

Das Grüne Band Europa erstreckt sich über 12.500 Kilometer entlang der Grenzen von 24 Staaten, von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer. Es ist der längste Biotopverbund Europas und verbindet zahlreiche Naturräume, die sich während der Teilung weitgehend ungestört entwickeln konnten.

Regionale Zusammenarbeit

Um die Koordination des Projekts zu gewährleisten, wurde die „European Green Belt Association“ gegründet. Diese Organisation fördert die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und schützt das Grüne Band als Symbol für den Zusammenhalt in Europa.

Fazit: Ein lebendiges Denkmal

Das Grüne Band ist mehr als ein Naturschutzgebiet – es ist ein lebendiges Denkmal für die deutsche Wiedervereinigung und ein Symbol des friedlichen Zusammenwachsens. Es vereint Naturschutz, Erinnerungskultur und Tourismus auf einzigartige Weise und zeigt, wie aus einer Grenze eine Lebensader entstehen kann. Die Bundesregierung und zahlreiche Organisationen engagieren sich weiterhin dafür, dieses Erbe zu bewahren und weiterzuentwickeln.

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Autor und Bilder: Höllger

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