Die fränkische Höllentalbahn, ein Meisterwerk der Ingenieurskunst, entstand in den Jahren 1900 und 1901. Auf nur 6,3 Kilometern schlängelte sich diese ambitionierte Strecke von Marxgrün über das pittoreske Hölle, durch die beeindruckenden Schluchten des Tals und über Blechschmidtenhammer bis nach Blankenstein.
Die Höllentalbahn: Ein Relikt der Eisenbahngeschichte
Ein waghalsiges Bauprojekt im Herzen des Frankenwalds
Was wie ein poetisches Landschaftsgemälde klingt, war in Wirklichkeit ein herausforderndes Bauprojekt, das den natürlichen Gegebenheiten eine eigensinnige Entschlossenheit abtrotzte.
Neben den obligatorischen Schienen und Bahnhöfen schufen die Ingenieure ein architektonisches Erbe, das seinesgleichen suchte. Drei majestätische Steinbogenbrücken und eine filigrane Stahlbrücke überspannten die reißenden Wasser des Höllentals, während der 35 Meter lange Kanzelfelstunnel und der 160 Meter lange Kesselfelstunnel den felsigen Widerstand des Frankenwaldes durchbohrten. Als Baumaterial diente der Diabas, ein Gestein, das aus zwei Steinbrüchen direkt im Höllental gewonnen wurde. Die Spuren dieser industriellen Wunden, die einst die Landschaft zeichneten, hat die Natur mit ihrer unermüdlichen Geduld fast vollständig geheilt.
Der Beginn einer Ära: Der erste Zug durchs Höllental
Am 14. August 1901 war es soweit: Der erste Zug dampfte triumphierend durch das Höllental. Die Strecke war nicht nur eine logistische Errungenschaft, sondern avancierte schnell zu einer Lebensader zwischen Bayern und Thüringen. Während der Güterverkehr die Wirtschaft befeuerte, blühte der Personenverkehr auf. Die Saaletalsperren, ein malerisches Ausflugsziel in Thüringen, lockten ebenso zahlreiche Reisende an wie das traditionsreiche Staatsbad Bad Steben, das seine Besucher mit Heilwasser und mondäner Kurkultur verwöhnte.
Das jähe Ende einer Verbindung
Doch so vielversprechend die Anfänge waren, so abrupt endete die Geschichte der Höllentalbahn. Im April 1945 rollte der letzte durchgehende Zug über die Schienen – die politische Neuordnung nach dem Zweiten Weltkrieg kappte die Verbindung zwischen Bayern und Thüringen. Die Grenze wurde zu einer unsichtbaren Mauer, die nicht nur Länder, sondern auch Menschen und Infrastruktur trennte.
Ein schleichender Abschied von der Schiene
Der Niedergang setzte sich fort: 1971 endete der Güterverkehr nach Blechschmidtenhammer, einem kleinen, aber geschichtsträchtigen Punkt auf der bayerischen Seite. Wenige Jahre später, in den frühen 1980er Jahren, wurden die Gleise im Höllental endgültig herausgerissen. Es war, als hätte man die Lebensader des Tals entfernt, um Platz für neue Kapitel zu schaffen.
Das Bahnhofsgebäude in Blechschmidtenhammer, ein stiller Zeuge vergangener Zeiten, blieb jedoch erhalten. Mit einer bemerkenswerten Weitsicht wurde es in ein Infozentrum des Naturparks Frankenwald umgewandelt. Heute erzählt es Besuchern von der bewegten Geschichte der Region, während sich die umliegende Natur ihren Platz zurückerobert hat.
Eine Spur der Vergangenheit
Die Höllentalbahn mag nicht mehr existieren, aber ihre Geschichte lebt weiter – in den Narben, die sie der Landschaft hinterließ, und in den Geschichten, die sich Menschen erzählen. Wer heute durch das Höllental wandert, spürt vielleicht einen Hauch jener Zeit, als Dampfloks durch die Schluchten zogen und der Rhythmus der Schienen den Takt des Lebens vorgab.
Quelle/Infos: https://www.metaller.de/hoellental-im-frankenwald-in-bayern/#Die_Hoellentalbahn
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Autor: Höllgi