Das Höllental in Niederösterreich entfaltet sich dramatisch zwischen den ehrwürdigen Kalksteinkulissen des Schneebergs und der Rax.
Ein Naturwunder aus Kalk und Wasser: Das Höllental
Eine wilde Symphonie aus Fels und Fluss
Die Schwarza, ein Fluss, der sich nicht um glatte Pfade schert, durchzieht dieses enge Tal, das sich stolz als Natura-2000-Gebiet ausweist. Hier kollidieren Fels und Wasser, während die Natur ungestüm und majestätisch ihre Pracht zur Schau stellt.
Ein Band zwischen Himmel und Erde
Auf 16,5 km Länge spannt sich das Tal wie ein wilder Ritt von Schwarzau im Gebirge bis nach Hirschwang, begleitet von der Höllentalbundesstraße (B 27), die sich wie ein kurvenreiches Band entlang der Berge windet. Vor allem für Motorradfahrer ist diese Strecke ein magnetischer Anziehungspunkt – schmal, gefährlich und dabei so schön, dass die Vernunft manchmal eine Nebenrolle spielt. Die Straße führt vorbei an Seitentälern wie dem Weichtal, dem eher ironisch benannten „Großen Höllental“, dem Kesselgraben, dem Nasswaldtal und dem Voisbachtal, die alle mit ihrer eigenen wilden Schönheit beeindrucken.
Eine Quelle der Reinheit: Das Wiener Wasser
Das Höllental bewahrt in seinen Tiefen ein flüssiges Erbe: Hier liegen bedeutende Quellen, darunter die Fuchspassquelle, Kaiserbrunn und die Wasseralmquelle, die Wien über die I. Wiener Hochquellenwasserleitung mit Trinkwasser versorgen. Die Schätze dieser Wasseradern fließen in die Metropole und stillen den Durst der Stadt seit Generationen. Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der Wasserleitung entstand der „1. Wiener Wasserleitungsweg“ – ein Wanderpfad, der sich zwischen Kaiserbrunn und Hirschwang wie ein stiller Zeuge durch das Tal schlängelt und Einblicke in die Geschichte der Wiener Wasserversorgung gewährt. Wer tiefer in die Details der Wasserleitungen eintauchen will, findet im Wasserleitungsmuseum Kaiserbrunn die passenden Antworten.
Gaststätten und Gipfelstürmer
Im Höllental finden Wanderer und Gipfelstürmer eine beeindruckende Kulisse und belebende Gaststätten: das Weichtalhaus, das die Pforten zum Weichtal öffnet, und den Landgasthof Kaiserbrunn, der eine Pause vom Trubel bietet. Wer die Wanderstiefel geschnürt hat, kann von hier aus zu den Gipfeln des Schneebergs oder der Rax aufsteigen und das Tal aus der Vogelperspektive bestaunen. Doch auch im Tal selbst bleibt kein Raum für Langeweile: Die Schwarza lockt mit kristallklarem Wasser Abenteurer zum Baden und Wildwasserkajakfahren, und auch passionierte Fliegenfischer schätzen dieses Gewässer, das vom Menschen sorgfältig gepflegt und der Natur überlassen wird.
Abenteuer auf Rädern und Schienen
Ein Linienbus sorgt dafür, dass selbst jene, die nicht auf das eigene Gefährt setzen, ins Tal gelangen können. Er verbindet die Orte Rohr im Gebirge und Schwarzau im Gebirge mit dem Bahnhof Payerbach-Reichenau und fährt mehrmals täglich durch das Höllental. Und für Romantiker gibt es ein besonderes Erlebnis: Die historische Museumseisenbahn Payerbach-Hirschwang bringt Nostalgiker an Sommerwochenenden von der Semmeringbahn bis zum Beginn des Höllentals – eine Reise in die Vergangenheit auf quietschenden Schienen, die dem Erlebnis eine besondere Note verleiht.
Die stille Wut des Feuers: Der Waldbrand von 2021
Am 25. Oktober 2021 brach im Höllental ein Feuer aus, das sich rasend schnell zu einem verheerenden Brand entwickelte und innerhalb weniger Stunden als größter Einsatztechnischer Waldbrand in die Geschichte Österreichs einging. Die Flammen verschlangen über 115 Hektar Wald und zwangen die Einsatzkräfte zu einem 13-tägigen, unermüdlichen Kampf. Schließlich konnte mit Erleichterung das Ende des Brandes verkündet werden – ein Mahnmal für die unbändige Kraft der Natur, die nicht nur Schönheit, sondern auch Zerstörung in sich trägt.
Eine Landschaft voller Kontraste
Das Höllental ist ein Ort der Gegensätze – wild und still, friedlich und dramatisch zugleich. Die Natur zeigt hier ihr ungestümes Herz, das in den Sommermonaten so manchen Besucher in die Wälder und auf die schroffen Pfade lockt. Die verschlungenen Wege erzählen Geschichten von Wasser und Stein, von Durst und Feuer, die das Tal im Laufe der Zeit geprägt haben.
Ein unvergesslicher Ort im Nordosten Österreichs
Das Höllental bleibt ein ewiger Zufluchtsort für all jene, die der Natur in ihrer reinsten Form begegnen wollen. Hier tanzt die Schwarza durch die Felsen, die Berge blicken majestätisch auf das Tal herab, und der Mensch bleibt – nur ein stiller Beobachter, ein Pilger auf der Suche nach dem ursprünglichen Glanz der Erde.
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Autor: Höllgi