Höllental (Schwarzwald) im Naturpark Südschwarzwald bei Freiburg im Breisgau

Im Südschwarzwald, wo die Dichte der Wälder auf das Rauschen des Rotbachs trifft, erstreckt sich ein Tal, das in seiner schroffen und beinahe unnahbaren Schönheit besticht: das Höllental.

Das Höllental: Eine Reise durch die Tiefen des Schwarzwalds

Höllental im Schwarzwald (Symbolbild)
Höllental im Schwarzwald (Symbolbild)

Dieser gut neun Kilometer lange Einschnitt, tief in die Landschaft geritzt, wirkt wie eine uralte Narbe im Antlitz der Natur. Hier fließt der Rotbach – oder, wie die Einheimischen ihn anfangs nennen, der Höllenbach – und bahnt sich seinen Weg zwischen den Orten Hinterzarten und Buchenbach-Himmelreich.

Der Ursprung einer faszinierenden Landschaft

Entstanden ist dieses Tal durch uralte tektonische Bewegungen, die die Landschaft formten, als wollten sie ihr eine geheimnisvolle Geschichte einprägen. Der Bonndorfer Graben zieht seine Linie durch das Höllental, von Kaiserstuhl über die Wutachschlucht bis zum Bodensee. Einst flossen hier gigantische Eismassen über die niedrigen Kämme und gaben der Region durch gewaltige Gletscherströmungen ihre heutige Gestalt. Man könnte fast meinen, die Natur selbst hätte eine Art ungestüme Kunst geschaffen, ähnlich wie ein Künstler, der seinen Pinsel etwas zu enthusiastisch schwingt und ein Bild von unverwechselbarer Tiefe und Dramatik hinterlässt.

Das Tal und seine wilden Windungen

Wagen und Mutige, die den Weg durch dieses Tal antreten, werden auf der kurvenreichen Bundesstraße 31 geführt, die sich durch die steilen Schluchten und vorbei an hohen Felsen windet. Bekannt und gefürchtet ist die Kreuzfelsenkurve, eine scharfe Kehre, die Fahrer herausfordert und ihnen zugleich den Blick auf die grandiose Natur freigibt. Hier mündet auch das Löffeltal, berühmt für die kunstvolle Holzlöffelherstellung vergangener Zeiten, wie eine Art Tribut an die alte Handwerkskunst. Und kaum, dass der Reisende sich davon erholt hat, bietet die Ravennaschlucht mit ihren wilden Wasserfällen und dem majestätischen Viadukt der Höllentalbahn ein weiteres Naturschauspiel, das seinesgleichen sucht.

Die Enge des Höllenpasses und die berühmte Hirschsprung-Schlucht

Das Tal verengt sich bald zum Höllenpass, wo Felsen bis zu 130 Meter in die Höhe ragen, um sich am Hirschsprung zu einem fast unpassierbaren Korridor zu verengen. Einst nur neun Meter breit, scheint dieser Abschnitt des Tals wie ein steinernes Bollwerk gegen die Welt, ein enger Pfad durch eine natürliche Festung. Doch nach dem Hirschsprung weitet sich das Tal und gibt den Blick frei auf die Höfe und Häuser von Falkensteig, die, wie Inseln im Fluss des Höllentals, friedlich im Schatten der umgebenden Steilhänge ruhen.

Der Höllentäler Wind: Die erfrischende Brise des Schwarzwalds

Ein besonderes Geschenk der Natur ist der sogenannte Höllentäler Wind, ein frischer Hauch, der das Stadtzentrum von Freiburg stetig mit kalter Gebirgsluft erfüllt. Dieser Wind ist ein Verbündeter aller, die die Sommerhitze meiden. Doch nur ein Teil dieser eisigen Luft stammt tatsächlich aus dem Höllental; vielmehr vereint sich dieser Bergwind mit Kaltluftströmen aus benachbarten Seitentälern und stürzt dann über das Freiburger Stadtgebiet hinweg in die Oberrheinebene, fast wie eine kühle Rebellion gegen die sommerliche Schwüle.

Die Pflanzen- und Tierwelt des Höllentals

Hier, im rauen Herz des Höllentals, wächst die Europäische Eibe, eine seltene Schönheit unter den Baumarten, die in Baden-Württemberg sonst kaum noch anzutreffen ist. Rund 150 Exemplare stehen hier, fast wie eine uralte, wachende Schar, und verleihen dem Tal eine düstere Mystik. Manche munkeln, dass der Name des nahegelegenen Ibentals und anderer Orte durch diese Bäume inspiriert wurde.

Verkehr und Historie: Das Höllental als Passstraße und Transitweg

Als Verkehrsroute hat das Höllental eine bewegte Geschichte, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht, als die Zähringer die Falkensteige erbauten. Einst galt der Karrenweg der Wagensteige als bedeutender, doch mit dem Ausbau der Falkensteige wurde das Höllental zum bevorzugten Weg für Reisende und Kaufleute. Selbst die mächtige Marie Antoinette nutzte den Weg – auch wenn die Legende, dass er allein für ihre Brautfahrt ausgebaut wurde, eher in das Reich der Anekdoten gehört.

Im 18. Jahrhundert erhielt das Höllental einen dramatischen Ruf als „Val d’enfer“ – die französischen Soldaten von General Moreau brachten den klangvollen Namen mit, als sie das Tal bei ihrem Rückzug durchquerten. Schon 1691 hatte Kaiser Leopold I. die berüchtigte Engstelle des Hirschsprungs als die „Höll“ bezeichnet, eine Bezeichnung, die treffend und von eigenartiger Prägnanz ist.

Die Höllentalbahn: Eine technische Meisterleistung durch die Schlucht

Seit 1887 schnauft die Höllentalbahn durch das Tal, ein Wunderwerk damaliger Ingenieurskunst. Anfangs setzte die Bahn auf einen Zahnradbetrieb, um die steilen Steigungen zu bewältigen, denn zwischen Himmelreich und Hinterzarten sind immerhin 441 Höhenmeter zu überwinden. Diese Bahnlinie, oft als eine der steilsten in Deutschland bezeichnet, ist das Herzstück des Tals und eine Brücke zur modernen Welt. Dennoch bleibt die Bahnstrecke anfällig für Naturgewalten, und die Verkehrsbelastung auf der heutigen Bundesstraße 31 hat die Planungen für einen Tunnelbau immer wieder neu entfacht.

Die wachsende Verkehrsbelastung und die Forderung nach einem Transitverbot

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Verkehrsbelastung im Höllental stetig gesteigert. Durchschnittlich durchqueren täglich über 21.500 Fahrzeuge die Zählstelle Falkensteig, darunter auch Schwerlasttransporte, die oft die engen Kurven und Steigungen des Tals in Bedrängnis bringen. Bei Schnee oder Unfällen stauen sich die Fahrzeuge manchmal kilometerweit, und eine Gruppe prominenter Freiburger forderte kürzlich ein Transitverbot für Lastwagen über zwölf Tonnen.

Der Jägerpfad: Ein verborgener Pfad voller Geschichte

Wer einst das Abenteuer suchte, wagte sich auf den Jägerpfad, einen Wanderweg durch den wilden Schluchtgrund des Höllentals, Teil des berühmten Schwarzwald-Querwegs. Doch aufgrund der Gefahr von Steinschlag und Erdrutsch musste dieser Pfad 2009 endgültig geschlossen werden, und er ruht nun wie ein stilles Relikt vergangener Zeiten im Schutz der hohen Felsen.

Das Höllental: Ein Tal voller Mythen und Geschichten

Heute erzählt das Höllental seine Geschichte nicht nur durch seine dramatische Natur und seine schroffen Felswände, sondern auch durch die unzähligen Legenden, die sich um diesen Ort ranken. Man könnte fast meinen, die Geister der alten Reisenden und die Mächte der Natur selbst hätten ein Abkommen geschlossen, um diesen Ort im Grenzbereich zwischen Erhabenheit und Furcht zu bewahren.

———-

Autor: Höllger

Nach oben scrollen