Höllental (Wetterstein) im Zugspitz-Massiv

Was für ein Anblick! Von der Höllentalangerhütte aus reicht der Blick über die Hänge des Zugspitzmassivs bis zum Ende des Tals.

Das Höllental: Das Wettersteinmassiv ruft

Höllental (Symbolbild)
Höllental (Symbolbild)

Rechts ragen die scheinbar majestätischeren, aber tatsächlich weniger weit entfernten Riffelköpfe empor, und daneben öffnet sich die markante Riffelscharte. Eine Szene, die fast einer Theaterkulisse gleicht, mit den Gipfeln als stille Beobachter in der Ferne.

Die Geheimnisse des Höllentals

Das Höllental selbst, eingebettet zwischen Blassenkamm und Waxensteinkamm, wird von einem schmalen, fast wilden Wasserlauf durchzogen: dem Hammersbach. Dieser findet sich als Wegweiser durch die steile Höllentalklamm, einem Abschnitt, den nur die Mutigen als Teil ihrer Aufstiegsroute von Hammersbach zur Zugspitze wählen. Dabei beeindruckt die schroffe Klamm mit ihrem engen, fast beklemmenden Durchgang zwischen massiven Felswänden – ein Stück Natur, das sich gegen seine Eroberung sträubt.

Höllentalangerhütte: Zuflucht und Ausgangspunkt

Die Höllentalangerhütte auf 1.387 Metern Höhe dient Bergsteigern als Ruhepunkt, bevor sie am nächsten Morgen den Aufstieg zur Zugspitze und über den Höllentalferner antreten. Hier, zwischen Fels und Himmel, liegt die letzte Zuflucht vor dem Weg auf den höchsten Gipfel Deutschlands. Es ist ein Ort, an dem Geschichten geboren werden – Geschichten von Triumph, Wagnis und dem unaufhaltsamen Drang, höher hinaus zu wollen.

Vom Bergwerk zum Naturwunder

Bevor das Höllental seine Tore für Wanderer und Bergsteiger öffnete, war es eher als Fundstätte von Eisenerz und Molybdän bekannt. Die Spuren dieser Bergwerksvergangenheit sind heute kaum mehr als Ruinen, zerfallene Zeugen einer Zeit, in der das Tal noch vom rauen Atem der Industrie durchzogen war. Doch um 1900 begann das Höllental eine neue Rolle anzunehmen – jene des Naturwunders, das die Welt neugierig und ehrfürchtig betrachten würde.

Die Erschließung unter Adolf Zoeppritz

Der Ingenieur Adolf Zoeppritz, gemeinsam mit ortsansässigen Bergführern, begann 1902 die Klamm touristisch zu erschließen. Am 15. August 1905 konnte das Werk mit einer feierlichen Einweihung abgeschlossen werden. Was vorher fast unzugänglich schien, wurde nun eine Einladung, die ungezähmte Schönheit des Höllentals zu erleben, und gleichzeitig ein Lehrstück darüber, wie Mensch und Natur sich in einem fragilen Gleichgewicht annähern können.

Die Reise durch die Höllentalklamm

Vom Einstieg ins Unbekannte

Von Hammersbach aus führt ein knapp drei Kilometer langer Wanderweg zum Eingang der Höllentalklamm. Der Fußweg erhebt sich in einem sanften, aber stetigen Anstieg und schlängelt sich durch ein Tal, das immer enger und geheimnisvoller wird. Bevor man die Hütte erreicht, kann man auf den alten Stangensteig ausweichen – ein etwas beschwerlicherer, aber lohnenderer Weg, der über eine eiserne Brücke die Klamm überquert. Ein steiler, aber einmaliger Pfad, der einen Einblick in das Innere des Tals gewährt, ohne allzu viel von seinen Geheimnissen preiszugeben.

Im Herzen der Klamm

Am Eingang der Klamm, einst Maximiliansklamm genannt, beginnt eine gut 700 Meter lange Passage durch die Schlucht. Mit großer Mühe wurde hier ein sicherer Weg angelegt – ein schmaler Tunnel, der sich durch den massiven Fels schlägt, knapp einen Meter breit und kaum zwei Meter hoch. Der Hammersbach, an anderen Stellen eher unscheinbar, verwandelt sich in der engen Klamm zu einem tobenden Wildbach, umgeben von hoch aufragenden Felswänden. Am Ende der Schlucht öffnet sich das Gelände langsam wieder und lässt Raum für den Anblick der Höllentalangerhütte, die auf einer kargen Ebene thront.

Ein Geotop von hohem Wert

Diese beeindruckende Schlucht ist vom Bayerischen Landesamt für Umwelt als wertvolles Geotop ausgewiesen, ein Stück Erde, das den geologischen Wandel spürbar und erfahrbar macht. Ihre Bedeutung ist nicht nur ästhetischer Natur, sondern auch ein wissenschaftliches Erbe, das tief in die Geschichte der Gesteinswelt eintaucht.

Wanderungen und Erkundungen rund um die Höllentalangerhütte

Die Hütte selbst ist Ausgangspunkt für zahlreiche anspruchsvolle Routen, die in das Herz des Wettersteingebirges führen. Ob Zugspitze, Osterfelderkopf oder Alpspitze – die Möglichkeiten sind ebenso vielfältig wie herausfordernd. Besonders der alte Stangensteig, einst ein Weg der Bergleute, dient als abenteuerlicher Rückweg und trägt eine historische Bedeutung, die den Wanderer fast vergessen lässt, wie steil und steinig der Pfad ist.

Die Gefahren der Naturgewalt

Am oberen Ausgang der Höllentalklamm lauert eine Gefahr, die nicht unterschätzt werden sollte: Steinschläge sind hier keine Seltenheit. Trotz Warnungen kommt es immer wieder zu Unfällen, die auf die unbändige Kraft der Natur hinweisen. So erlitten in den letzten Jahren mehrere Wanderer tragische Schicksale, die das Höllental zu einem Ort der Andacht und der Demut machen – ein Mahnmal für die Gefahren, die sich der Mensch selbst in den schönsten Landschaften nicht entziehen kann.

Der legendäre Zugspitzweg

Es war das Jahr 1872, als Georg Winhart und sein Begleiter J. Rauch als Erste von der Zugspitze über das Höllental abstiegen. Bis dahin galt ein Abstieg in das Tal als ein Ding der Unmöglichkeit. Sie mussten schließlich auf halbem Weg abzweigen und sich durch das Mathaisenkar zum Talboden vorkämpfen. Ein Weg, der voller Herausforderungen steckte und der bis 1893 die einzige Aufstiegsroute zur Zugspitze blieb.

Der Bau des „Bretts“

Erst 1893 entschloss sich die Münchner Sektion des Alpenvereins, den Aufstieg über die steilen Wände des Höllentals zu erleichtern. Ein schmaler Steig wurde an den Fels geklammert, das sogenannte „Brett“. Zudem wurden Stahlseile verlegt, um den Aufstieg von der Höllentalferner-Randkluft bis zum Gipfel zu sichern. Ein Werk, das den Mut und die Beharrlichkeit seiner Erbauer widerspiegelt und das heute noch als Denkmal für die unerschrockenen Pioniere der Bergwelt steht.

Der eiserne Weg in die Zukunft

In den Jahren nach 1882 wurde der Stangensteig, einst nur ein provisorischer Holzsteg, zu einer stabilen Eisenbrücke ausgebaut. Eine Konstruktion, die das Höllental für eine neue Generation von Wanderern zugänglich machte und den Anstieg zu einem Erlebnis zwischen Ehrfurcht und Abenteuerlust verwandelte. Am 12. September 1888 war das Meisterwerk vollendet, ein stolzes Zeugnis menschlicher Ingenieurskunst, das selbst den heftigsten Föhnstürmen standhielt.

Das Höllental als poetische Szenerie der Natur

Das Höllental steht als Sinnbild für die Wildheit und Schönheit der Alpen. Die schroffen Felswände, die tosenden Bäche, die schmalen Steige und die Brücken aus Stahl und Stein erzählen Geschichten von Mut und Pioniergeist. Wer das Höllental durchwandert, erfährt mehr als nur die Anstrengung eines Aufstiegs – er erlebt die Verschmelzung von Naturgewalt und menschlichem Willen. Ein Ort, der nicht nur Berge, sondern auch die Sehnsucht nach der Erhabenheit der Alpen in den Herzen seiner Besucher hinterlässt.

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Autor: Höllgi

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