Kreistag beschließt Bau der Frankenwaldbrücken: Fertigstellung bis 2029 geplant

Der Hofer Kreistag hat mit deutlicher Mehrheit für das umstrittene Bauprojekt der Frankenwaldbrücken gestimmt. Bis 2029 sollen zwei Fußgänger-Hängebrücken über das Höllental und das Lohbachtal im Landkreis Hof entstehen, die nicht nur architektonische Rekorde brechen, sondern auch den Tourismus in der Region beleben sollen. Doch der Plan polarisiert: Während Befürworter wirtschaftliche Chancen sehen, fürchten Kritiker gravierende Umweltschäden.

Ein Tourismusmagnet im Frankenwald

Kreistag beschließt Bau der Frankenwaldbrücken: Fertigstellung bis 2029 geplant
Kreistag beschließt Bau der Frankenwaldbrücken: Fertigstellung bis 2029 geplant

Die längste Fußgänger-Hängebrücke der Welt

Die geplante Höllentalbrücke, mit einer Länge von rund 1.030 Metern, wird als längste freispannende Fußgänger-Hängebrücke der Welt beworben. Gemeinsam mit der 387 Meter langen Lohbachtalbrücke soll sie das landschaftlich beeindruckende Höllental überspannen und als Highlight der Region fungieren. Der Landkreis Hof rechnet mit bis zu 300.000 Besuchern jährlich, vor allem in den ersten Jahren nach der Eröffnung.

Die Brücken sind Teil eines ehrgeizigen Tourismuskonzepts, das die Region wirtschaftlich stärken und international bekannter machen soll. Der Ausgangspunkt für Besucher wird ein geplantes Informationszentrum in Lichtenberg sein, das den Einstieg zur Höllentalbrücke erleichtert. Von dort aus führen Wege durch das Naturparadies des Frankenwalds, das sich durch malerische Schluchten und seltene Flora und Fauna auszeichnet.

Hohe Kosten und Fördermittel

Kostensteigerung auf 45,5 Millionen Euro

Die geschätzten Baukosten haben sich seit der ursprünglichen Planung nahezu vervierfacht. Waren zunächst 12 Millionen Euro veranschlagt, liegt die aktuelle Prognose bei 45,5 Millionen Euro. Der Freistaat Bayern hat jedoch finanzielle Unterstützung zugesagt. Über die sogenannte RÖFE-Förderung (Richtlinien zur Förderung von öffentlichen touristischen Infrastruktureinrichtungen) sollen 70 Prozent der förderfähigen Kosten gedeckt werden. Dies entspricht einem Zuschuss von rund 26 Millionen Euro.

Dennoch verbleibt ein Eigenanteil von etwa 20 Millionen Euro, den der Landkreis Hof über Kredite finanzieren muss. Landrat Oliver Bär (CSU) sieht dies als sinnvolle Investition in die Zukunft: „Die Frankenwaldbrücken sind ein wirtschaftliches Leuchtturmprojekt, das weit über die Region hinaus strahlen wird.“

Umweltbedenken und rechtliche Auseinandersetzungen

Naturschützer warnen vor irreparablen Schäden

Die geplante Bebauung stößt jedoch auf massiven Widerstand von Umweltverbänden wie dem Bund Naturschutz (BN) und dem Landesbund für Vogelschutz (LBV). Kritiker bemängeln, dass der erwartete Besucheransturm das sensible Ökosystem des Höllentals nachhaltig schädigen könnte. Die Hangschluchtenwälder, die die Brücken überspannen sollen, beherbergen zahlreiche seltene Pflanzen- und Tierarten, die durch den Bau und die Nutzung der Brücken gefährdet werden könnten.

Kreistag beschließt Bau der Frankenwaldbrücken: Fertigstellung bis 2029 geplant
Kreistag beschließt Bau der Frankenwaldbrücken: Fertigstellung bis 2029 geplant

Technische Details und Bauplanung

Eine weltweit einzigartige Konstruktion

Die Bauweise der Brücken ist innovativ und weltweit einzigartig. Die Höllentalbrücke kommt ohne Unterspannung aus, sodass keine zusätzlichen Fundamente in das Naturschutzgebiet eingebracht werden müssen. Die Tragseile verlaufen oberhalb der Geländer, was das architektonische Erscheinungsbild prägt und die Umgebung optisch weniger beeinträchtigen soll.

Die Lohbachtalbrücke wird hingegen mit zwei Pylonen und Abspannungen gebaut, die sich harmonisch in die Landschaft einfügen und den Blick auf die historische Burg Lichtenberg freihalten. Beide Brücken sollen ganzjährig zugänglich sein, jedoch abhängig von den Wetterbedingungen. Ein Drehkreuz-System regelt die Zutrittszeiten, um unbefugtes Betreten zu verhindern.

Start des Bauprojekts im Jahr 2027

Der Baubeginn ist für 2027 geplant, die Fertigstellung soll bis 2029 erfolgen. Die Bauarbeiten werden zwei Jahre in Anspruch nehmen und zahlreiche Herausforderungen mit sich bringen, darunter die logistische Erschließung des schwer zugänglichen Geländes. Bereits jetzt laufen intensive Vorbereitungen, um den Bauantrag und die Förderanträge rechtzeitig einzureichen.

Kritik an den wirtschaftlichen Prognosen

Millionengrab oder wirtschaftlicher Aufschwung?

Neben den ökologischen Bedenken gibt es auch Zweifel an der Wirtschaftlichkeit des Projekts. Gegner, darunter Mitglieder der SPD, Grünen und AfD, kritisieren die hohen Investitionskosten und das finanzielle Risiko. Sie befürchten, dass die Brücken zu einem „Millionengrab“ werden könnten, falls die Besucherzahlen hinter den Erwartungen zurückbleiben.

Die Grünen schlagen stattdessen vor, den Frankenwald als Biosphärenreservat auszuweisen und nachhaltige Tourismuskonzepte zu fördern. „Eine Förderung von sanftem Tourismus wäre langfristig nachhaltiger und würde der Region mehr Nutzen bringen“, heißt es von Seiten der Fraktion.

Fazit: Chancen und Herausforderungen

Die geplanten Frankenwaldbrücken sind ein ambitioniertes Projekt, das den Landkreis Hof wirtschaftlich stärken und international bekannt machen könnte. Die längste Fußgänger-Hängebrücke der Welt wäre zweifellos ein architektonisches Highlight und ein Tourismusmagnet. Doch die hohen Kosten, die Umweltbedenken und die rechtlichen Auseinandersetzungen werfen lange Schatten auf das Vorhaben.

Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die Frankenwaldbrücken ein visionäres Leuchtturmprojekt oder ein überdimensionierter Fehltritt in einer sensiblen Naturlandschaft sein werden. Der Kreistag hat seinen Weg gewählt – doch der Streit um die Brücken ist noch lange nicht beendet.

Quelle / Infos: https://www.tvo.de/mediathek/video/kreistag-stimmt-fuer-die-frankenwaldbruecken-das-projekt-soll-bis-2029-abgeschlossen-sein/

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Autor und Bild: Höllger

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